26.9.2022

Design for Health

Wie wir mit unserem Ansatz «Design for Health» innovative Lösungsansätze für komplexe Herausforderungen im Gesundheitswesen vorantreiben.

Design ist eine Disziplin, die sich im Kern mit Problemlösungsstrategien beschäftigt. Design Methoden fördern den Perspektivenwechsel, lassen uns Bestehendes hinterfragen, kollaborativ nach neuartigen Ideen und ungenutztem Potential suchen und befähigen uns dabei fundierte, praxisnahe sowie innovative Lösungen zu entwickeln.

Verständnis von Design

Schlägt man das Wort «Design» im Duden nach, wird die Bedeutung wie folgt formuliert: «formgerechte und funktionale Gestaltgebung und daraus sich ergebende Form eines Gebrauchsgegenstandes o. Ä.» Design als traditioneller Begriff für eine gut gestaltete Form ist längst überholt. Design beinhaltet heute vieles mehr. Mit dem Wandel der Zeit und damit einhergehend unseren Lebensentwürfen hat sich der Begriff verändert. 

Der erweiterte Designbegriff beschreibt nicht nur das Gestalten von Artefakten, also von Form und Funktion im räumlichen Sinne, sondern auch das Entwickeln von Prozessen und Erlebnissen. Diese haben im Gegenzug das Potential, als Impulse für das Verhalten der Menschen und deren Lebensumfeld zu wirken. Dies kann sowohl auf organisationaler Ebene im Hinblick auf das Innovieren von Strukturen und Arbeitsabläufen geschehen, aber auch auf sozio-kultureller Ebene, wo mit gezielten Designinterventionen gesellschaftliche Diskurse angestossen werden. Design bildet damit die Grundlage, um in unterschiedlichsten Lebensbereichen zu hinterfragen, zu gestalten und Lösungen zu entwickeln, die mit und für die jeweiligen Bereiche Verbesserungen erzielen. Design allein kann nicht alle Probleme lösen. Aber – niederschwellige Designinterventionen bieten ein wirksames Werkzeug, um Opportunitäten auszuloten.


Menschenzentriertes Design

Mit der Denkweise des menschenzentrierten Designs wird sichergestellt, dass die Bedürfnisse aller involvierten Personen über den gesamten Prozess hinweg — von der Problemdefinition bis hin zur Implementierung einer Lösung — massgebend sind. Unter menschenzentriertem Design wird der aktive Einbezug der einzelnen Stakeholder und deren Partizipation im Prozess verstanden. Das Augenmerk gilt stets der Befähigung und Bestärkung der Partner:innen mit Mut zur Innovation mittels kreativer Denkweise und dadurch neu gewonnenen Handlungsfeldern. 

Der Einbezug des menschenzentrierten Design ist aus unserer Sicht essentiell, da es sich gezeigt hat, dass eine Innovation in der Praxis nur angenommen und erfolgreich etabliert werden kann, wenn diese auf vorab eruierte, aktuelle Bedürfnisse reagiert. 


Design for Health

Die erfolgreiche Implementierung von Innovation durch Design Methoden zeigt sich bereits in vielen unterschiedlichen Bereichen wie beispielsweise in der Automobilindustrie, der klassischen Produktentwicklung oder in der Innovation von digitalen Services. Im Gesundheitswesen ist das Potential oft noch ungenutzt. Institutionen und Organisationen sehen sich mit immer komplexeren Herausforderungen und Veränderungen konfrontiert und kommen dabei in der Lösungsfindung oftmals an ihre Grenzen. Mit «Design for Health» setzen wir hier an.

Wir wollen ein Gesundheitssystem gestalten, das die Gesundheit der darin agierenden Menschen sicherstellt.  

Wenn wir von «Design for Health» sprechen, dann steht Design für das Gestalten von Interaktionen, Prozessen und Services im Kontext der Gesundheit. Dabei ist für uns wesentlich, dass diese auf die alltäglichen Bedürfnisse aller involvierten Personen zugeschnitten sind. Das gilt für Patient:innen, und deren Angehörigen, medizinischem oder Pflege-Fachpersonal, administrative Fachkräfte, Hausärzten und Hausärztinnen und Spezialist:innen, aber auch Therapeut:innen, Ernährungsberater:innen oder weiteren Gesundheitsservice-Anbieter:innen die im Gesundheitswesen einen Beitrag leisten oder ein Teil davon sind. 

Wir identifizieren wirksame Hebel, erkennen Synergien möglicher Akteur:innen und machen Potenzial sichtbar. Wir fördern einen Paradigmenwechsel, indem wir uns als partnerschaftliche Mitwirkende in einem lernenden, sich weiter entwickelnden System verstehen. Dabei bauen wir auf unseren Erfahrungen in der Arbeit an Schnittstellen zu verwandten Disziplinen wie der Psychologie, der sozialen Arbeit oder der Kommunikationswissenschaften auf. Wir übernehmen die Rolle der Vermittlerin zwischen den Fachgebieten und diejenige der Übersetzerin in der interdisziplinären und interprofessionellen Zusammenarbeit, um möglichst breit abgestützte Lösungsansätze zu formulieren. 

Wir sind überzeugt, dass wir mit unserem Ansatz «Design for Health» die dringlichen und relevanten Herausforderungen unserer Zeit angehen und zu einem nachhaltigen Gesundheitswesen beitragen können.


Transfer in die Praxis — Stadtspital Triemli

Diesen Ansatz verfolgen wir auch in unseren Projekten. Mit dem Stadtspital Triemli und der Klinik für medizinische Onkologie und Hämatologie arbeiten wir gemeinsam an einem Projekt, um die Patient:innen Journey aus Sicht aller involvierten Personen und auf allen Ebenen zu verstehen und zu verbessern. Wir haben 20 Interviews mit allen relevanten Stakeholdern durchgeführt und das Fachpersonal in ihrem beruflichen Alltag begleitet. Die wertvollen Erkenntnisse haben wir in eine Journey übersetzt, die die Sicht der Patient:innen sowie die Spital internen Prozesse abbildet. In interdisziplinären Worksessions arbeiten wir gemeinsam mit dem Fachpersonal daran, das gesammelte Wissen zu validieren und ein fundiertes Verständnis sowie gemeinsam erste Lösungsansätze zu entwickeln. In einem nächsten Schritt werden wir mit Patient:innen, Angehörigen und dem Fachpersonal die Lösungsansätze testen und anhand unterschiedlicher Prototypen validieren. 

Stakeholdermap mit den bisherigen Interviewpartner:innen
Auszug aus der Patient:innen Journey


Methodenkompetenz — der Health-Design-Thinktank

Annina und Nina haben im Rahmen des Weiterbildungsangebotes der «Summer- und Winter School» an der ZHdK den Health-Design-Thinktank ins Leben gerufen. Sie führen Personen, welche im oder mit dem Gesundheitswesen arbeiten, an die Methoden des Human-Centered Designs heran. Damit sollen neue Zugänge für aktuelle Herausforderungen im Arbeitsalltag entwickelt und erprobt werden. Methodische Inputs werden anhand von Fallbeispielen veranschaulicht und besprochen. Zudem ermöglichen praktische Übungen eine iterative Annäherung an das kreative Mindset.

Der Thinktank bringt Personen aus dem Spital, der Pharmaindustrie, von Digital Health Startups, aus der IT sowie aus dem Design und der Beratung zusammen. Die Teilnehmenden gewinnen Distanz zu ihrem täglichen Berufsalltag und finden sich in einem interdisziplinären Projektteam wieder – das fördert den Perspektivenwechsel und führt dazu, innerhalb kürzester Zeit, neuartige Lösungsansätze hervorzubringen. In den letzten beiden Thinktanks wurden bspw. Roadmaps und Action Plans für die Verbesserung von Kommunikationsprozessen zwischen Angehörigen und dem Spitalpersonal, Massnahmen und Ideen zur Identifikation der Verantwortlichkeiten und den Abläufen von Teammitgliedern im Operationssaal sowie Ansätze für die nutzerzentrierte Entwicklung eines psychischen Diagnostik Tools ausgearbeitet.  

Innerhalb von drei Tagen werden die Teilnehmenden befähigt, von der Problemidentifikation bis hin zu einem ersten Lösungsansatz ihre Herausforderungen mit einem neuen Methodenrucksack und innovativen Mindset anzupacken.

Verspürst du Tatendrang? Bist du interessiert am interdisziplinären Austausch und inspirierenden Perspektivenwechsel? Dann bring deine aktuelle Fragestellung in den nächsten Health-Design-Thinktank im Februar 2023.